Weltweit stehen Jurisdiktionen vor der Herausforderung, die Digitalisierung im Allgemeinen sowie Tokenisierung im Besonderen rechtlich zu erfassen. Aufgrund dieser Globalität der Phänomene, erfordert die rechtswissenschaftliche Untersuchung eine rechtsvergleichende Perspektive. Zu diesem Zweck reisten zwei Mitglieder des Instituts für das Recht der Digitalisierung (IRDi) nach Florida (USA) als Fellows des hessischen Zentrums verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI).
Als Teil des Forschungsnetzwerks ZEVEDI widmet sich die hessenweite Projektgruppe „Tokenisierung und Finanzmarkt (ToFi)“ den rechtlichen, wirtschaftlichen, technischen und auch gesellschaftlichen Fragen der Digitalisierung von Vermögenswerten mithilfe der Blockchain-Technologie (Tokenisierung). Als ein ergänzendes Ad hoc-Projekt wurde ein Fellowship-Programm eingerichtet, das einen rechtsvergleichenden Austausch der Projektgruppe ermöglicht.
Die ToFi-Fellows Leander Bücken, Doktorand bei RiOLG Prof. Dr. Dominik Skauradszun (Hochschule Fulda) und bei IRDi-Ko-Direktor Prof. Dr. Florian Möslein, und Daniel Ostrovski, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand bei Prof. Dr. Florian Möslein, reisten im August 2023 für eine Forschungsreise nach Florida, USA. Als Visiting Researchers durften sie je eine Woche an der Florida State University College of Law (Tallahassee, FL) und der University of Florida Levin College of Law (Gainesville, FL) verbringen und sich dort der Erforschung des US-Rechts der Tokenisierung und des Gesellschaftsrechts widmen.
Im Vordergrund der Forschungsreise stand der Austausch und die Vernetzung mit Rechtswissenschaftlern beider Universitäten. Die ToFi-Fellows diskutierten mit verschiedenen Rechtswissenschaftler:innen den Stand der Token- und Kryptoregulierung in den USA aus den Perspektiven des Gesellschafts-, Insolvenz- und Finanzmarktrechts. Zudem tauschten sie sich auch allgemein zur Erfassung von Innovationen und der Digitalisierung in verschiedenen Rechtsgebieten aus. Der Austausch brachte den ToFi-Fellows viele spannende Erkenntnisse über das US-amerikanische Recht und dessen Perspektiven auf die Digitalisierung. Insbesondere beeindruckte die ToFi-Fellows die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Gesellschaftsrechts, das damit gerade für die Tokenisierung und neue organisatorische Gebilde wie z.B. „Decentralized Autonomous Organizations“ eine potentiell geeignete Grundlage bildet. In Deutschland wieder angekommen bringen die ToFi-Fellows ihre gewonnenen Erkenntnisse in ihre eigenen Forschungsaktivitäten und die Arbeit der ToFi-Projektgruppe ein.
Im Rahmen der Forschungsreise erhielten die ToFi-Fellows zudem Gelegenheit, in einer Gastvorlesung sowie einem Gastseminar an der Lehre der University of Florida Levin College of Law zu partizipieren. Im Rahmen der Vorlesung „Blockchain, Cryptocurrency, and Law“ stellten die ToFi-Fellows die kürzlich verabschiedete Verordnung über Märkte für Kryptowerte (VO (EU) 2023/1114 – MiCAR) vor und diskutierten mit den Studierenden den von der EU gewählten Ansatz. Im Rahmen des „FinTech Seminars“ gaben die ToFi-Fellows den Studierenden einen Einblick in die europäische FinTech-Landschaft sowie die von der EU gewählte FinTech Strategie. In der Durchführung einer Fallstudie zum „Open Banking“ konnten die Studierenden zudem ihre eigene Perspektive auf die Regulierung von FinTechs entwickeln und diese mit dem europäischen Ansatz abgleichen. Beide Formate gaben den ToFi-Fellows die Gelegenheit, sich mit den Studierenden auszutauschen und deren bereichernden Sichtweisen und Meinungen kennenzulernen.
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